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MANAGER MAGAZIN: Führungsspitze verlässt Osram nach Machtübernahme durch AMS
Die Machtübernahme durch AMS aus Österreich ist bereits vollzogen. Nun verlassen auch Vorstandschef Olaf Berlien und Aufsichtsratschef Peter Bauer die ehemalige Siemens-Tochter. Die Führung übernimmt ein alter Bekannter.

Nach Verlust der Unabhängigkeit des Münchener Lichttechnikkonzerns Osram verlässt jetzt die Führungsspitze das Unternehmen. Vorstandschef Olaf Berlien (58) wird mit der Hauptversammlung im Februar sein Amt niederlegen. Aufsichtsratschef Peter Bauer (60), der ursprünglich zeitgleich gehen wollte, scheidet aus Gesundheitsgründen bereits Mitte Dezember aus. Das beschloss am Dienstag der Osram-Aufsichtsrat.

Damit ist die Anfang November vollzogene Machtübernahme durch den österreichischen AMS-Konzern nun auch personell vollzogen. Die Osram-Aktionäre hatten auf einer Sonderhauptversammlung dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit dem neuen Eigentümer zugestimmt. Nun gehen mit Berlien und Bauer die beiden prägenden Figuren der vergangenen Jahre.

Nach der Hauptversammlung im kommenden Jahr soll Osram pro forma und ohne gesonderte Vergütung von AMS-Finanzchef Ingo Bank (52) geleitet werden. Bank kommt ursprünglich von Osram, war im März aber bereits zu AMS gewechselt. Neuer Aufsichtsratschef soll AMS-Vorstand Thomas Stockmeier werden.

Zudem wird Christine Bortenlänger (54) ihr Mandat als Aufseherin zur nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Februar 2021 niederlegen. Neu in den Aufsichtsrat einziehen sollen der AMS-Manager Ulrich Hueweis und die Deutschlandchefin von Intel, Christin Eisenschmid. Sie kennt AMS-Chef Alexander Everke (57) noch gut aus gemeinsamen Infineon-Zeiten – legendär ist etwa ihr gemeinsamer Auftritt im engen Silberanzug als 007 (Everke) und 008 (Eisenschmid) auf einer Vertriebstagung.

Die Trennung von Berlien und Bauer erfolgt in bestem Einvernehmen. Offenbar hat Berlien, dessen Vertrag noch bis Ende 2022 lief, ein ordentliches Abfindungspaket erhalten. Seine Vertragsklausel für den Kontrollwechsel, die bereits für Aufregung gesorgt hat, hat er dem Vernehmen nach nicht gezogen. Nach Informationen von MANAGER MAGAZIN soll für Berlien die Position des Co-Vorstandsvorsitzenden bei AMS in Erwägung gezogen worden sein. Offenbar wurden die Überlegungen aber wegen der generell schlechten Erfahrungen mit Doppelspitzen beiderseitig verworfen.

Anfang November hatte Osram bereits die Demission von Technikvorstand Stefan Kampmann (57) bekannt gegeben, der offenbar zum familiengeführten Industrieanlagenkonzern Voith geht. Alle Zentralbereiche von Osram berichten bereits an AMS im steiermärkischen Premstätten.

Berlien führte Osram seit 2015. Er beendete die Kostendrückerei von Vorgänger Wolfgang Dehen (66) und richtete die ehemalige Siemens-Abspaltung mit einer Offensivstrategie komplett neu aus. Berlien verkaufte das traditionelle Lampengeschäft, die zentralistische Stammhaus-Hierarchie ersetzte er durch eine Managementholding mit eigenständigeren Geschäftsbereichen. Später investierte er massiv in den Bau einer LED-Chip-Fabrik in Malaysia. Als die Aktionäre den Kurs nicht mehr goutierten, trat er ein weiteres Mal die Flucht nach vorn an, verhandelte eine Übernahme durch die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle Man, die Eigenständigkeit von Osram versprachen. Dann aber legte AMS das finanziell attraktivere Angebot vor, und der Vorstand empfahl seinen Aktionären die Annahme.

Von Thomas Werres, MM


In eigener Sache:

Zwei SONAR-Berater bringen bei Gründung eine mehrjährige Osram-Erfahrung mit, u.a. im weltweiten Management von Spezial- und Hochdruckentladungslampen, im Controlling, in der Vertriebsleitung, im europäischen Geschäftsmanagement, u. a. an den Standorten München, Milano, Treviso, Berlin.

Die Beobachtung des Niedergangs dieser einst weltberühmten Marke nach dem Abgang der GF Dr. Bopst bzw. Hr. Goetzeler durch den Einsatz branchenfremder, unfähiger GF (Dehen) sowie das katastrophale Management der damaligen Mutter Siemens beim Börsengang schmerzen immer noch. Der Eindruck, hier sei eine ehemalige "cash cow" bewusst gegen die Wand gefahren worden, ohne Rücksicht auf die Mitarbeiter, die Standorte und das Image des Brands, bleibt bestehen und ist auch durch die jüngeren Entwicklungen (Ledvance) nicht aus der Welt zu schaffen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Übernahme seitens AMS für das gesamte Unternehmen zum Glücksfall entwickelt. Was Osram braucht, ist Ruhe, eine Perspektive und die Planungssicherheit, in Zukunft die notwendigen Mittel aufbringen zu können um im weltweiten Lichtwettbewerb weiterhin erfolgreich bestehen zu können.